1. Editors4Chem-Workshop

NFDI4Chem organisierte zusammen mit Leah McEwen (Cornell University, Ithaca) und Vincent Scalfani (University of Alabama, Tuscaloosa) von der IUPAC den ersten Editors4Chem Workshop, der am 3. November 2021 stattfand.

Dieser Workshop ist Teil der ganzheitlichen Strategie von NFDI4Chem, die Einführung von FAIR-Daten in der Chemie durch die Verknüpfung mit den wissenschaftlichen Publikationsprozessen zu fördern. Wie wichtig dieses Thema für die Verlage ist, zeigt die Tatsache, dass sich nicht weniger als 18 Redakteure (darunter viele Chefredakteure!), die mindestens 25 Chemiezeitschriften aus fünf Verlagen vertreten, für diesen dreistündigen Workshop angemeldet haben.

Steffen Neumann (NFDI4Chem, IPB Halle) gab eine kurze Einführung und Oliver Koepler (NFDI4Chem, TIB Hannover), Felix Bach und Nicole Jung (beide NFDI4Chem, KIT Karlsruhe) stellten den Ansatz von NFDI4Chem vor, den wissenschaftlichen Arbeitsablauf von Beginn an im Labor bis hin zur Veröffentlichung von Manuskripten und Forschungsdaten FAIR zu gestalten. Die internationale Perspektive wurde von Leah McEwen, Vorsitzende des IUPAC Committee on Publications and Cheminformatics Data Standards, und Vincent Scalfani, Vorsitzender des IUPAC Subcommittee on Cheminformatics Data Standards, dargestellt.

Die Bewertung

Tillmann Fischer (NFDI4Chem, IPB Halle) präsentierte im Team mit Claudia Blankenburg (NFDI4Chem, IPB Halle) und Nicole Parks (NFDI4Chem, RWTH Aachen) die Auswertung von rund 50 Autorenrichtlinien. Einige Ergebnisse waren zu erwarten, wie z. B. die allgemeine Empfehlung, DOIs zu verwenden, um auf Veröffentlichungen und Datensätze zu verweisen. Es wurden aber auch unerwartete Ergebnisse erzielt. Rund 80 % der geprüften Autorenleitfäden weisen die Autoren nicht auf das Konzept der fachspezifischen Forschungsdaten-Repositorien hin. Außerdem erwähnen ~50 % nichts in einer Datenverfügbarkeitserklärung. Nur eine Zeitschrift empfahl ausdrücklich die SMILES-Notation, um chemische Strukturen maschinenlesbar zu beschreiben, selbst im einfachen Fall von organischen Verbindungen und Biochemie. Empfehlungen zu Mindestinformationsstandards oder offenen analytischen Datenformaten waren nur selten zu finden.

STRENDA und MIRAGE

Carsten Kettner (NFDI4Chem, Beilstein Institut) präsentierte die gemeinschaftsgetriebenen Entwicklungen der STRENDA- und MIRAGE-Standards aus dem Bereich der Enzymologie und Glykomik mit einem Schwerpunkt auf Maßnahmen zur Unterstützung der Übernahme durch Verlage und die Gemeinschaft. Warwick Dunn (Redakteur bei Springer Metabolomics) zeigte, wie ein engagiertes Redaktionsteam das Bewusstsein und die Erwartungen für eine gute Qualitätskontrolle bei experimentellen Studien und die Verfügbarkeit von Daten zu den Veröffentlichungen steigern kann. Für die Zeitschrift Metabolomics gelten keine restriktiven Anforderungen. Stattdessen wird im Einreichungssystem vorsichtig gefragt, ob solche qualitäts- und reproduzierbarkeitsverbessernden Maßnahmen ergriffen wurden.

Obwohl es sich um ein virtuelles Treffen ohne die üblichen Gespräche am Kaffeetisch handelte, kam es zu einer lebhaften Diskussion. Es ist anzumerken, dass niemand den Wert der Veröffentlichung von Forschungsdaten in Frage stellt. Im Gegensatz dazu sind die Verleger bereit, chemiefreundliche Repositorien zu empfehlen. Auch wenn die Verlage auf dem Markt miteinander konkurrieren, zeigte sich in der Diskussion eine große Offenheit für eine vorwettbewerbliche Zusammenarbeit, um die chemische Wissenschaft voranzubringen, ohne den Publikationsprozess weiter zu verkomplizieren.

Als nächste Schritte wird NFDI4Chem mit den Verlagen an einer Reihe von Pilotaktivitäten arbeiten, die die Zeitschriften übernehmen können, um Empfehlungen für die Autorenrichtlinien der Zeitschriften umzusetzen.

Das Organisationsteam von Editors4Chem

Tillmann G. Fischer und Steffen Neumann, Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie, Halle, Deutschland